21.02.2020

Standardtarife sind gegenüber Roaming-Optionen noch immer überhöht


Telefoniert oder surft man im Ausland einfach darauf los, bezahlt man mit vielen Handy-Abos noch immer einen überhöhten Tarif. Eine aktuelle Stichprobe zeigt, dass ein Megabyte zum Standardtarif bis zu 975 mal teurer ist, als wenn zuvor ein Datenpaket gelöst wird. Nun will der Konsumentenschutz erreichen, dass der Bundesrat Preisobergrenzen für Roaming-Tarife festlegen kann.

Inzwischen sind zahlreiche Abos auf dem Markt erhältlich, die Roaming ganz oder teilweise beinhalten. Oft sind diese Abos jedoch teurer, als jene, die sich vorwiegend für die Nutzung in der Schweiz eignen. Somit bezahlt man mit dem Abo-Preis bereits an das Roaming. Je nach Land sind aber die Inklusiveinheiten nicht gültig. dschungelkompass untersuchte erneut mit einer Stichprobe, um wie viel mal teurer die Nutzung zum Standardtarif, gegenüber einer Zusatz-Option, ist. Die Unterschiede sind teilweise massiv.


Im Ausland surfen

Kunden von Salt bezahlen z.B. in den EU-Ländern den Standardtarif von CHF 2.95 pro Megabyte mit einem Abo, mit Prepaid gar CHF 19.-. Das Datenpaket mit 1 GB, das vorgängig gelöst werden kann, kostet CHF 19.95. Teilt man diesen Preis durch das Gigabyte bezahlt man bei voller Ausschöpfung des Gigabytes noch 2 Rappen pro Megabyte. Der Preis zum Standardtarif ist mit einem Abo somit um 151 mal höher als mit einem Datenpaket, bei Prepaid liegt der Faktor gar bei 975. Auch ausserhalb der EU zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Befindet man sich in Thailand kostet das Megabyte zum Standardtarif CHF 15.- mit einem Abo, mit Prepaid sogar CHF 19.-. Für Abos ist z.B. ein Datenpaket mit einem Gigabyte für CHF 99.95 erhältlich, mit Prepaid kostet ein 500 MB-Datenpaket CHF 199.95. Somit kostet das Megabyte zum Standardtarif für Abo-Kunden 153 mal mehr, für Prepaid-Kunden liegt der Faktor bei 47.

Prepaid-Kunden von Sunrise bezahlen zum Standardtarif in der EU pro Megabyte einen Franken. Es wäre aber auch ein Datenpaket mit 2 GB für CHF 29.90 verfügbar. Würde das Paket voll ausgeschöpft, so würde man zum Standardtarif rund 68 mal mehr bezahlen. Für Abo-Kunden ist innerhalb der EU die spezielle Zusatzoption «Travel Day Pass Data» erhältlich, die als Standardtarif dient und bei den neueren Abos standardmässig eingeschaltet ist. Ist sie aktiv, so wird pro 24 Stunden automatisch ein Datenpaket mit 100 MB für CHF 1.90 gelöst. Werden die 100 MB aufgebraucht, ist das weitere Surfen gesperrt. Kunden haben dann die Möglichkeit, weitere 100 MB zu lösen oder ein grösseres Datenpaket zu aktivieren. Alternativ stehen 2 GB für CHF 14.90 oder unlimitierte Daten (nach 40 GB wird die Geschwindigkeit gedrosselt) für CHF 19.90 zur Verfügung. Daher kann hier kein eindeutiger Faktor ermittelt werden. Würde man während 14 Tagen mit der «Travel Day Pass Data» jeden Tag die 100 MB Daten ausschöpfen, würde man theoretisch 1.4 GB für CHF 26.60 nutzen. Das 2 GB-Datenpaket würde mit CHF 14.90 knapp die Hälfte kosten. In Thailand gilt jedoch beispielsweise für Abo- und Prepaid-Kunden der Standardtarif von CHF 3.-. Das Datenpaket mit 2 GB kostet hingegen CHF 79.90. Somit ist der Standardtarif rund 77 mal teurer.

Swisscom blockiert bei den neueren Abos grundsätzlich den Standardtarif, wenn kein Inklusiv-Datenvolumen (mehr) vorhanden ist. Somit lässt sich für Abo-Kunden kein Faktor berechnen. Bei Prepaid gilt in der EU der Standardtarif von CHF 4.50 pro angebrochenen 10 MB. Wird zuvor ein Datenpaket mit 1 GB für CHF 14.90 gelöst, kostet das Megabyte rund 31 mal weniger. Ähnlich ist es im Beispiel Thailand. Ohne Option kostet ein Megabyte CHF 0.65, mit dem Datenpaket kostet das Gigabyte CHF 19.90, was pro Megabyte 33 mal günstiger ist.



Auch beim Telefonieren im Ausland sind Optionen günstiger

Oft gelten im Ausland hohe Tarife, wenn einfach darauf los telefoniert wird. Nicht nur abgehende, sondern auch ankommende Anrufe werden im Ausland in Rechnung gestellt. Dies gilt natürlich nicht, wenn das Abo im entsprechenden Land Gratis-Minuten oder gar eine unbegrenzte Flatrate enthält.

Bei Salt kostet z.B. ein Anruf aus den meisten EU-Ländern in die Schweiz CHF 1.99 pro Minute. Wird zuvor die Zusatzoption «Talk EU & USA» gelöst, kostet die Minute noch 20 Rappen. Allerdings kostet diese Option CHF 5.- pro 30 Tage, was sich aber ab einer Gesprächsdauer von drei Minuten bereits lohnt. In Thailand wird pro Minuten CHF 2.99 verrechnet, mit der Option sind es 40 Rappen. Ausserhalb der EU kostet die Option «Talk Rest of World» jedoch CHF 15.-. Wird diese Grundgebühr nicht berücksichtigt, kostet die Gesprächsminute ohne Option rund 10, resp. 7 mal mehr.

Sunrise bietet eine ähnliche Option an. «Travel Talk» kostet CHF 10.- pro Monat und bewirkt ebenfalls günstigere Minutentarife. So kostet die Minute in der EU CHF 0.30 anstatt 1.75 zum Standardtarif, was ohne Berücksichtigung der Grundgebühr rund 6 mal weniger ist. In anderen Ländern wie Thailand oder den Malediven beträgt der Minutentarif mit Option rund die Hälfte.

Die Option «Travel Voice» von Swisscom enthält 30 Gesprächsminuten und 30 SMS für CHF 15.-. Dies gilt in fast allen Ländern der Welt. Sind die 30 Minuten aufgebraucht, werden die weiteren Minuten zu einem günstigeren Tarif verrechnet. Abo-Kunden bezahlen durch die Option für die weiteren Minuten 25 anstatt 40 Rappen. In Thailand werden für die weiteren Minuten CHF 1.- anstatt 1.50 oder in den Malediven CHF 1.- anstatt 3.- fällig.




Kostensicherheit durch Limiten

Bei den meisten Anbietern sollten inzwischen keine horrenden Rechnungen mehr entstehen können. Denn nach einem bestimmten Rechnungsbetrag wird das Datenroaming gesperrt. dschungelkompass und der Konsumentenschutz haben dies im letzten Jahr pro Anbieter ermittelt. Diese Limiten können im Beitrag Risiko nach den Auslandferien eine hohe Handy-Rechnung zu erhalten, unterscheidet sich je nach Anbieter massiv nachgelesen werden.


Fazit

Die Nutzung des Mobiltelefons im Ausland ist mit dem Standardtarif noch immer sehr teuer. Die tieferen Kosten mit Zusatzoption zeigen, dass es auch günstiger ginge. Allerdings muss diese Option vor der Nutzung aktiviert werden, ansonsten gilt der Standardtarif. Sehr begrüssenswert wäre, wenn die Anbieter das Roaming standardmässig sperren und nur ermöglichen würden, wenn zuvor ein Datenpaket gelöst wird. Ein Nachteil der Datenpakete ist jedoch oft, dass man sich im Vorhinein entscheiden muss, wie viel Datenvolumen gebraucht wird. Denn oft gilt der Mengenrabatt, so dass der Preis pro Megabyte mit grösseren Datenpaketen günstiger wird, als mit (mehreren) kleinen. Abhilfe könnte hier die Ausdehnung des Gültigkeitszeitraumes schaffen. Normalerweise sind diese Datenpakete für 30 Tage gültig, nicht gebrauchtes Datenvolumen verfällt danach. Wenn beim nächsten Auslandaufenthalt diese 30 Tage bereits abgelaufen sind, muss ein neues Paket gebucht werden und die Frage nach dem Volumen stellt sich erneut.

Swisscom hat bei den neueren Abos, wenn Kosten anfallen würden, das Datenroaming zum Standardtarif bereits weltweit deaktiviert. Bei Sunrise gilt bei den Abos die oben erwähnte Option «Travel Day Pass Data», die für CHF 1.90 pro 100 MB und Tag auch eine Kostensicherheit bietet. Interessanterweise gilt bei Coop Mobile (das von Swisscom betrieben wird) keine 30-Tageslimite auf Datenpakete. Gemäss Webseite soll das gekaufte Datenpaket so lange gültig sein, bis es aufgebraucht wurde.

dschungelkompass bietet das praktische Roaming-Tool an, mit dem ersichtlich wird, welche Optionen für das Reiseland verfübar sind. Der Roaming-Rechner findet zudem heraus, welche Option(en) sich am meisten lohnen.








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